
10 Okt Fitness und Gesundheit
Bild: itsskin / Stock-Fotografie-ID: 503524275
Seit einigen Jahren kann man die Vorgänge messen, die sich in Muskelzellen, im Fettgewebe, in anderen am Stoffwechsel mitwirkenden Organen und im Gehirn abspielen. Einfache sportliche Betätigung wie zum Beispiel Radfahren kann sich auf sehr viele Gene für unsere Gesundheit positiv auswirken. Sie verändert unseren Stoffwechsel und sorgt manchmal sogar bis ins hohe Alter dafür, dass Sportler schlanker und gesünder bleiben als unsportliche Menschen.
In Stockholm wurde 2014 eine Studie durchgeführt. 23 untrainierte junge Menschen trainierten an Ergometern (Trainingsfahrrädern), die nur eine Kurbel und ein Pedal besaßen. Über einen Zeitraum von 3 Monaten trainieren sie 4 x pro Woche je 45 Minuten lang. Es wurde ausgelost, welches Bein sie trainierten und welches nicht. Während der 3 Monate wurden Gewebeproben analysiert und damit am Erbgut der Muskelzellen Epigenetische Strukturen analysiert.
(Diese Epigenetische Strukturen wirken wie Schalter, sie bestimmen ob und wie die Zelle ein Gen nutzt oder nicht. Jede menschliche Zelle hat ca. 23000 Gene, und das Epigenom bestimmt, was wie gut abgelesen wird und was nicht.)
Das Ergebnis bei den Einbein-Radlern: Die Muskulatur veränderte sich, und auch das epigenetische Gedächtnis der Muskelzellen. Der Gensatz, der den Muskelzellen zur Verfügung stand, hatte sich an knapp 5000 Stellen gewandelt. Und zwar nur in dem Bein, das trainiert worden war. Die DNA blieb natürlich auch unbeeinflusst. Doch die Steuerung (epigentische Gebrauchsanweisung) war eine völlig veränderte.
Genau 4076 Gene bzw. knapp 1/5 aller menschlichen Gene wurden im Muskel des trainierten Beins mehr oder weniger stark abgelesen. Sie sind wichtig für Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der Muskelzellen. Aber auch zuständig für Muskelfaseraufbau, Zell-Energiehaushalt, Kohlenhydratstoffwechsel oder Bildung von Fettgewebe zur Energiespeicherung
Die Epigene der untrainierten Beine blieben unverändert.
Bei einem Experiment in Schweden wurden 23 unsportliche Männer 6 Monate von den Wissenschaftlern trainiert. Dann wurden Markierungen an den Genen von Fettzellen verglichen, die vor und nach dem Zeitraum entnommen worden waren.
Bei etwa 1/3 der Gene (genauer bei 7663) fanden sich Veränderungen. 18 davon beeinflussen das Übergewichtsrisiko von Menschen. 21 davon wirken sich auf das Risiko aus, an Diabetes Typ II zu erkranken. 6 der veränderten Gene wurden hinterher von den Zellen der Probanden in anderer Stärke als zuvor benutzt.
„Die biologische Basis der Speicherung von Körperfett lässt sich durch regelmäßigen, über sechs Monate hinweg ausgeübten Ausdauersport eindeutig verändern. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um irgendein Organ, es geht um das Organ, das sehr viele Menschen nicht besonders mögen und von dem sie gerne möglichst viel loswerden würden. Es geht um das Fettgewebe. Allein dieses Resultat sollte uns dazu ermuntern, mal wieder das Fahrrad oder die Laufschuhe aus dem Keller zu holen. Der innere Schweinehund, der einen ständig von der Nutzlosigkeit all seiner Bemühungen um eine bessere Gesundheit überzeugen möchte, hat angesichts moderner Molekularbiologie jedenfalls deutlich weniger Argumente auf seiner Seite als früher.“ Peter Spork
Literatur:
Spork, Peter: Gesundheit ist kein Zufall. Wie das Leben unsere Gene prägt. Die neuesten Erkenntnisse der Epigenetik. München, DVA, 2017. ISBN 978-3-421-04750-2
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