02 Jul Gesunder Darm (1): Schon in der Schwangerschaft den Grundstein legen
Bild: freestocks.org / Flickr / CC0 1.0 Universal (CC0 1.0)
Das Mikrobiom, die Bakteriengemeinschaft im Darm jedes Menschen, ist so individuell wie der Fingerabdruck. Die allermeisten unserer Keime sind nur dazu da, unsere Gesundheit zu erhalten und sind ein immens wichtiger Teil unseres Ökosystems. Dieses Mikrobiom kennzeichnet uns noch genauer als unsere DNA. Diese einzigartige Bakteriengemeinschaft entsteht während unseres gesamten Lebens und ist ein Spiegelbild und Endergebnis von verschiedenen Faktoren:
- wie gesund unsere Eltern waren
- wie wir geboren wurden
- wo wir geboren wurden
- wie wir uns ernähren (auch, ob wir gestillt wurden oder nicht)
- wo wir leben
- welchen Beruf wir haben
- wie wir unseren Körper pflegen und womit
- welche Infektionen wir haben
- mit welchen Giften und Chemikalien wir in Berührung kommen
- welche Medikamente wir nehmen
- wie ist es mit unseren Hormonwerten bestellt ist
- wie wir uns fühlen (Stress kann sich stark auf das Mikrobiom auswirken).
Gute Ernährung und wenig Stress während der Schwangerschaft
Jedes einzelne Stadium unsere Entwicklung spielt eine entscheidende Rolle in der Entstehung des Mikrobioms. Die Ernährung der Frau ist natürlich wichtig. Schon wenn ein Kinderwunsch besteht, sollte der Lebensstil der Mutter (und des Vaters) überdacht werden.
Erst recht während Schwangerschaft, Stillzeit und bis etwa zum dritten Lebensjahr beeinflusst die Ernährung der Mutter das Kind extrem. Mit Ernährung ist nicht nur die täglich aufgenommene Nahrung gemeint, sondern auch der Versorgungszustand des Körpers mit Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Aminosäuren, Fetten. Alle Vitalstoffe sollten möglichst bereits vor der Schwangerschaft im normalen Bereich liegen. Wie findet man heraus wie es individuell aussieht? Einfach messen! Eine Laboruntersuchung schafft Klarheit, und bei Bedarf können Mängel beseitigt werden.
Bei einer ernährungsbedingten Entzündung der Darm-Mikrobiom-Gehirn-Achse der Mutter kann das Gehirn des Fetus geschädigt werden. Eine starke Entzündung während der Schwangerschaft ist Hauptrisikofaktor für Gehirnerkrankungen (Autismus, Schizophrenie), eine leichte Entzündung die durch zu fettreiche Ernährung der Mutter hervorgerufen wird, kann die Gehirnentwicklung auf subtilere Weise beeinträchtigen.
Stress während der Schwangerschaft bis Kleinkind hat negative Wirkungen auf die Entwicklung des Gehirns und der Darmmikrobiota, was beim Kind zu Verhaltensstörungen führen kann.
Daher sollte eine Schwangere auf eine gesunde Ernährung achten und Stress minimieren, z.B. mit einfachen Methoden des Stressaubbaus.
Wir müssen also umdenken: unsere Vererbung und Umwelteinflüsse „kommunizieren“ miteinander.
„Gesundheit und Persönlichkeit sind maßgeblich beeinflusst vom Integral des Handelns und der Erfahrungen der Vorfahren, der eigenen Zeit im Mutterleib, den ersten wichtigen Monaten und Jahren nach der Geburt sowie dem ganzen langen Rest des eigenen Lebens.“ Peter Spork
Das Mikrobiom der Mutter bereitet sich auf die Geburt vor
Bereits viele Wochen vor der Geburt fängt das Mikrobiom der Mutter an, sich für die Entbindung vorzubereiten. Die drastischsten Veränderungen finden in der Vagina (Scheide) der Mutter statt.
- Während der Schwangerschaft wird in der Vaginalschleimhaut verstärkt ein bestimmtes Kohlenhydrat (Glykogen) gebildet. Dies hat zur Folge, dass die Milchsäurebakterien (Laktobazillen), die Glykogen bevorzugt fressen, in der Vagina plötzlich mehr „Futter“ vorfinden und sich sehr stark vermehren. Diese Bakterien wandeln das Glykogen in Milchsäure um. Die saure Umgebung schützt das Baby vor eventuellen krankmachenden Bakterien, die durch die Vagina eindringen könnten.
- Die Bakterien sorgen auch dafür, dass das Baby genug Nahrung bekommt.
Im letzten Drittel der Schwangerschaft erhöht sich die Anzahl von zwei Bakterienarten (Proteo- und Aktino-Bakterien) im Darm der werdenden Mutter. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel und die Brust vergrößert sich, um ausreichend Muttermilch für das Baby bereit zu stellen. Versuche an Mäusen haben bewiesen, dass diese Veränderungen von Darmbakterien und nicht Hormonen herrühren. Im Versuch wurden die Darmbakterien von trächtigen Mäusen auf nicht trächtige übertragen, was identische Auswirkungen auf alle zwei Gruppen von Mäusen hatte. - Über die Plazenta werden wichtige Bakterien und Antikörper ans Baby übertragen. Dies dient dem Schutz und rüsten das Baby für den Lebensstart. Darmbakterien (die meisten davon sind „gute“ Darmbakterien) finden sich im Nabelschnurblut, Fruchtwasser, Mekonium und auf der Plazenta.
Antibiotika in der Schwangerschaft
Antibiotika während einer Schwangerschaft können nicht nur das eigene Mikrobiom schädigen, sondern auch das des Kindes.
Dr. Kirkamm vom Labor Ganzimmun erklärt in seinem Videovortrag wie Antibiotika die Darmflora verändern.
Alle Artikel aus der „Gesunder Darm“-Artikelserie:
Teil 1: Schon in der Schwangerschaft den Grundstein legen
Teil 2: Natürliche Geburt vs. Kaiserschnitt
Teil 3: Stillen oder Flasche geben?
Teil 4: Sodbrennen, Blähungen und Antibiotika bei Babys
Teil 5: Dos and Don’ts bei Kleinkindern
Teil 6: Darmsanierung Kinder und Erwachsene
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Quellen:
– Chutkan, Robynne: Das Mikrobiom – Heilung für den Darm : der revolutionäre Weg zu neuer Gesundheit von Innen heraus. Kandern: Unimedica, 2017. ISBN 978-3-946566-22-9
– Mayer, Emeran: Das zweite Gehirn : wie der Darm unsere Stimmung, unsere Entscheidungen und unser Wohlbefinden beeinflusst. München: Riva, 2016. ISBN 978-3-7423-0017-1
– Gröber, Uwe: Arzneimittel und Mikronährstoffe : medikationsorientierte Supplementierung. Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 4., aktualisierte und erweiterte Aufl., 2018. ISBN 978-3-8047-3719-8
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