Gesunder Darm (5): Dos and Don’ts bei Kleinkindern

Gesunder Darm (5): Dos and Don’ts bei Kleinkindern

Bild: donnierayjones / flickr / CC BY-SA 2.0

Dank vieler Studien weiß man heute, dass sich im Zeitraum von der Geburt bis etwa zum 3. Lebensjahr das Darmmikrobiom für das ganze Leben formt. Es ist extrem wichtig, in dieser Zeit ideale Bedingungen für unser Mikrobiom zu schaffen, denn man kann bestimmte Mängel möglicherweise nie wieder auffüllen. Der Autor Emeran Mayer vergleicht es sehr treffend:

„Es ist, als gründe der Körper eines Kindes ein Sinfonieorchester, in dem jede Darmbakterienart ein bestimmtes Instrument spielt. Zu Beginn spielen die Musiker vor; einige werden eingestellt, andere nicht, und viele Plätze bleiben leer. Im Alter von 2 ½ Jahren ist das Orchester jedoch voll besetzt, und die meisten Spieler haben einen Job fürs Leben. Je nach den Umständen der zugeführten Nahrung ist dieses Orchester fähig, ein Repertoire aus verschiedenen Melodien zu spielen.“

Wie interagiert unsere Darmbakterien mit der Umwelt? Irgendwann kommt die Zeit, wo die Babys alles in den Mund nehmen. So kommen wir mit den Umgebungskeimen von klein auf in Kontakt. Es wirkt sich nachhaltig auf das heranreifende Mikrobiom aus, wie groß die Familie ist, was das Baby isst und trinkt, ob es Fieber hatte oder Antibiotika bekam.

Im Kleinkindalter ist das Mikrobiom den anderen Familienmitgliedern und der Mutter am ähnlichsten. Es entwickelt sich ständig weiter, reagiert auf Erkrankungen, Ernährungsumstellungen und Antibiotika. Die Anzahl der Arten im Mikrobiom steigt von ca. 100 im Kleinkindalter auf ca. 1000 im Erwachsenenalter.

Diese ersten 3 Jahre sind besonders wichtig, da jetzt das Mikrobiom aufgebaut wird und damit auch Gehirnschaltkreise entwickelt werden. Veränderungen in dieser Phase bleiben meist lebenslänglich bestehen. Darmempfindungen und die damit verbundenen Gefühle werden im Gehirn gespeichert und formen ein Leben lang Hintergrundemotionen, Temperament und die Fähigkeit, nach Bauchgefühl gute Entscheidungen zu treffen.

Frühkindliche Belastungen können die Darm-Gehirn-Achse mindestens auf zwei Arten schädigen:

  • das Stressreaktionssystem wird epigenetisch abgeändert
  • die Darmmikrobiota ändert sich stressbedingt und damit auch die Metaboliten. Die kann auch dem Gehirn schaden.

All dies zeigt: eine Therapie – wenn nötig – müsste schon sehr früh im Leben beginnen.

Das Mikrobiom jedes Menschen ist so individuell wie unser Fingerabdruck. Die allermeisten unserer Keime sind nur dazu da, unsere Gesundheit zu erhalten und sind ein immens wichtiger Teil unseres Ökosystems. Dieses Mikrobiom kennzeichnet uns noch genauer als unsere DNA.

 

Alle Artikel aus der Gesunder Darm-Artikelserie:
Teil 1: Schon in der Schwangerschaft den Grundstein legen
Teil 2: Natürliche Geburt vs. Kaiserschnitt
Teil 3: Stillen oder Flasche geben?
Teil 4: Sodbrennen, Blähungen und Antibiotika bei Babys
Teil 5: Dos and Don’ts bei Kleinkindern
Teil 6: Darmsanierung Kinder und Erwachsene

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Quellen:
– Chutkan, Robynne: Das Mikrobiom – Heilung für den Darm : der revolutionäre Weg zu neuer Gesundheit von Innen heraus. Kandern: Unimedica, 2017. ISBN 978-3-946566-22-9
– Mayer, Emeran: Das zweite Gehirn : wie der Darm unsere Stimmung, unsere Entscheidungen und unser Wohlbefinden beeinflusst. München: Riva, 2016. ISBN 978-3-7423-0017-1
– Gröber, Uwe: Arzneimittel und Mikronährstoffe : medikationsorientierte Supplementierung. Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 4., aktualisierte und erweiterte Aufl. 2018. ISBN 978-3-8047-3719-8

 

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